Blickpunkt Fuenfseenland

ANSELM BILGRI

Geben sich das JaWort

Anselm Bilgri (rechts) mit Lebensgefährten Markus

HOCHZEITSGLOCKEN FÜR ANSELM BILGRI

Er war einer der erfolgreichsten und auch beliebtesten Mönche im Kloster Andechs: Anselm Bilgri, 1953 in Unterhaching geboren und im so genannten Franzosenviertel im Ortsteil Haidhausen als Wirts-Sohn aufgewachesen. Benediktinermönch wurde er 1975 im Alter von 22 Jahren. Heimat war ihm über lange Zeit das Kloster Andechs, wo er über viele Jahre hinweg als Prior und Wallfahrtsdirektor einiges auf die Beine stellte. "Es war eine schöne Zeit, die ich nicht missen möchte", räumt Anselm Bilgri ein. Dass er dennoch 2004 dem Kloster den Rücken kehrte, hatte diverse Gründe. Offensichtlich spielte dabei auch der aktuelle Abt Johannes, Nachfolger von Abt Odilo Lechner, eine Rolle. Nachtragend ist der mittlerweile erfolgreiche Geschäftsmann nicht. "Der liebe Gott versteht mich und ist mir wegen meines Rückzugs aus dem Kloster auch nicht böse."
Heute arbeitet er als Buchautor, Coach und Vortragsredner, vorwiegend im Münchner Raum. Im Dezember 2020 gab er zudem bekannt, von der römisch-katholischen Kirche zu den Alt-Katholiken übergetreten zu sein. "In dieser Kirch ist all das verwirklicht, was auch meine Vision von Katholozismus in der modernen Welt ist", betont Bilgri. "Ich glaube auch nicht mehr an den aufrichtigen Reformwillen in der römisch-katholischen Kirche." Entgegen dem, was der Name vielleicht vermuten lässt, eine synodale Struktur, keinen Pflichtzölibat für ihre Priester, sie lässt Frauen zu allen Weihe-Ämtern zu und traut gleichgeschlechtliche Paare. Der Pabst wird als Patriarch des Abendlandes respektiert, gilt aber nicht als unfehlbar."
Und weil es eben gerne gesehen ist, wird der ehemalige Mönch (67) am Donnerstag, 12. März, seinem langjährigen Lebensgefährten Markus das "Ja-Wort" geben. Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter wird das Paar trauen.
In diesem Sinne - alles Gute
Uli Singer

65ster Geburtstag und Buchpräsentation

Alexander Urban (von links), Uli Singer, Anselm Bilgri
Alexander Urban (von links), Uli Singer, Anselm Bilgri
Anlässlich des 65sten Geburtstages mit Oberbürgermeister Dieter Reiter
Anlässlich des 65sten Geburtstages mit Oberbürgermeister Dieter Reiter

Heimat trägt man im Herzen

Zum Foto: Anselm Bilgri als Knirps beim Skifahren. Als er Bekanntschaft mit einem Bach machte, in den er hineingefallen war, hat ihn die Mama wieder herausgezogen, trockengelegt und ihm ihren Pullover und ihre Bluse angezogen. Das Foto beweist, dass spätere Mönche durchaus aufgeweckte Jungs waren, die dem Fotografen auch mal die Zunge ausstreckten.

AUS "FÜNFSE(H)ENLAND" - erschienen im Uli Singer Verlag
Obwohl ich viele Jahre auf dem Heiligen Berg in Andechs als Seelsorger für viele Menschen da war, meine eigentliche Heimat ist München. Vielmehr der Ortsteil Haidhausen, in dem ich - 1953 in Unterhaching geboren – als Kind aufgewachsen bin. Im sogenannten Franzosenviertel. Ihr fragt Euch jetzt, wieso Haidhausen Franzosenviertel genannt wird. Das kam so. Als 1872 die ersten Straßen rund um den Orleansplatz angelegt wurden, benannte man sie nach Orten siegreicher Schlachten des Deutsch-Französischen Krieges, der anno 1870/71 stattfand. Wie beispielsweise Sedanstraße, Bordeauxplatz, Bazeillesstraße oder Pariser Platz. Das ist jetzt 150 Jahre her und selbst viele Münchner wissen gar nicht mehr, woher die Namen kommen. Wir Kinder aber auch viele Erwachsene konnten damals kein Französisch und deshalb haben wir die für uns fremd klingenden Worte einfach so ausgesprochen, wie sie geschrieben wurden. Das hätte bei einem echten Franzosen wahrscheinlich zu Lachanfällen geführt. Mir ist aber keiner begegnet. Lange Rede, kurzer Sinn – auch heute noch, wenn ich durch mein Münchner Viertel fahre und an meinen ehemaligen Spielplätzen vorbeikomme, geht mir das Herz auf.
Benediktinermönch wurde ich 1975 im Alter von 22 Jahren. Erste Station war das Kloster St. Bonifaz in der Münchner Innenstadt. Eigentlich wollte ich ein Leben lang, auch als Mönch, in München bleiben. Plagte mich doch schon als Kleinkind arges Heimweh, auch wenn wir nur für ein paar Stunden einen Autoausflug aus München heraus unternahmen. Furchtbar schlecht sei mir damals während der Autofahrt geworden, erzählte meine Mutter. Das war schlagartig vorbei, entdeckte ich bei der Rückfahrt meine vertrauten Münchner Frauentürme. Deshalb bin ich auch deshalb schon überzeugt, dass man sich stets da zu Hause fühlt, wo man aufgewachsen ist.
Heimat war mir auch über lange Zeit das Kloster Andechs, wo ich über viele Jahre hinweg als Prior und Wallfahrtsdirektor einiges auf die Beine stellte. Unter anderem gründete ich 1992 die erfolgreichen Festspiele „Orff in Andechs“. Es war eine wunderschöne Zeit. Oft fragen mich die Menschen, wieso ich denn 2004 aus dem Kloster ausgetreten bin und dem Benediktinerorden den Rücken kehrte? Es waren verschiedene Gründe, die mich zu diesem Schritt veranlassten. Das geht übrigens nur, wenn auch der Papst in Rom seine Zustimmung gibt. Eines aber weiß ich ganz bestimmt: Der liebe Gott versteht mich und ist mir deshalb auch nicht böse. Trotzdem, Andechs und die Menschen, die dort wohnen, sind mir ans Herz gewachsen und stückweit auch Heimat geblieben. Deshalb interessiert mich alles, was rund um den Heiligen Berg so passiert. Heimat trägt man einfach im Herzen mit sich herum, egal auch, wo man zwischendrin mal Rast macht.
Anselm Bilgri
Erhältlich ist das Buch "Fünfse(h)enland" über den Buchhandel sowie über Amazon

 

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Anselm Bilgri (rechts) mit Lebensgefährten Markus

Er war einer der erfolgreichsten und auch beliebtesten Mönche im Kloster Andechs: Anselm Bilgri, 1953 in Unterhaching geboren und im so genannten Franzosenviertel im Ortsteil Haidhausen als Wirts-Sohn aufgewachesen. Benediktinermönch wurde er 1975 im Alter von 22 Jahren. Heimat war ihm über lange Zeit das Kloster Andechs, wo er über viele Jahre hinweg als Prior und Wallfahrtsdirektor einiges auf die Beine stellte. "Es war eine schöne Zeit, die ich nicht missen möchte", räumt Anselm Bilgri ein. Hier geht es weiter...