Blickpunkt Fuenfseenland

FRANZ RIEDL

Eine kulinarische Reise

Gilching – Richtig schwindlig könnt‘ einem werden, geht man mit Franz Riedl aus Gilching auf Kochreise. Lebhaft erzählt der 69-Jährige, wie er Koch geworden ist und welche Fürstlichkeiten und Politiker er bereits bekocht hat. Darunter für den Schah von Persien, Sophia Loren, Udo Jürgens, Franz Josef Strauß und den chinesischen Eisenbahnminister.

Gelernt hat Franz Riedl beim „Humplmayr“ an der Maximilianstraße in München. „Der Humplmayr hatte hochrangige Gäste aus Wirtschaft und der Filmwelt zu Gast. Meine Lehrzeit allerdings war weniger schön“, erinnert sich Riedl. „Ich war gerade 14 Jahre alt, da hatte ich mir am zweiten Tag meiner Ausbildung bereits die erste Watschn eingehandelt. Dem Küchenchef hat etwas nicht gepasst und Ohrfeigen waren damals an der Tagesordnung. Ich lag in der Ecke, habe erstmals in meinem Leben die Vögel pfeifen gehört und richtig losgeheult.“ Von wegen Trost beim Nachhausekommen. „Als ich meinem Vater unter Tränen von der Watschn erzählt hatte, gabs auch schon die nächste mit dem Hinweis, der Küchenchef wird schon Recht gehabt haben.“

Trotz mehrmaliger Überlegungen, das Handtuch zu schmeißen, der heute 69Jährige Küchenmeister hielt durch. „Das war gut so. Wo ich mich auch später beworben habe, der Name Humplmayr war überall ein Türöffner.“ So auch bei Knorr-Bremse. Das Münchner Unternehmen war und ist weltweit führender Hersteller von Bremssystemen für Schienen- und Nutzfahrzeuge. „Gesucht wurde seinerzeit ein Casino-Leiter, in der ausschließlich die Führungsriege und deren Gäste verköstigt wurden. Es waren 250 Bewerber und ich hatte das Glück, genommen zu werden. Insgesamt war ich dort 25 Jahre angestellt. Weil der Inhaber der Knorr-Bremse nicht nur internationale Beziehungen pflegte, sondern großen Wert auf gute Küche legte, wurde ich regelmäßig auch zu längeren Auslandsaufenthalten geschickt, um die regionalen Spezialitäten und Gepflogenheiten kennen zu lernen.“ Unter anderem bekam der Gilchinger Familienvater so Einblick in die südafrikanische, toskanische wie auch spanische Küche. „In Spanien kochte ich eine Woche im Schloss für König Juan Carlos und seine Familie. Als dann dessen Sohn Felipe in Madrids angesagtem Restaurant El Jockey heiratete, wurde ich für das Hochzeitsmenü eingesetzt.“ Zu Ehren kamen Riedls Kochkünste auch beim chinesischen Eisenbahnminister und seinem Gefolge. „Sie waren Gast im Casino bei Knorr-Bremse und ich musste für rund 80 Gäste chinesisch kochen. Mein Glück war, dass ich unter anderem auch im China-Restaurant Tse-Yang am Tucherpark das Kochen gelernt hatte. Ich konnte den Gästen 20 unterschiedliche Menüs servieren und sie waren begeistert.“ Franz Riedl wurde mit Kochmütze auf dem Kopf an den Tisch des Eisenbahnministers gebeten, der ihm als Anerkennung einen seidenen Schal, ein überdimensionales Küchenmesser sowie eine Einladung für zwei Wochen Urlaub in Shanghai überreichte. Den trat er allerdings nie an. „Ich hatte schlichtweg Angst, weil ich weder die Sprache noch die chinesische Mentalität kannte. Da blieb ich lieber zuhause.“ Nach dem Ausscheiden bei Knorr-Bremse, „ich konnte einfach nicht mehr, das lange Stehen und der durchgehende Stress“, gründete er das Kochstudio im Gilchinger Altdorf und brachte vielen Hobbyköchen und auch Kindern auf humorvolle Art und Weise die Kochkunst bei. Zudem wurde er als Mietkoch für Hochzeiten, Firmenjubiläen und kulturelle Veranstaltungen gebucht. „Nach einer kürzlich durchgeführten Knieoperation habe ich mich zur Ruhe gesetzt und lasse mich nur noch selten überreden, zu kochen. Spaß aber hat es immer gemacht.“ Uli Singer