Blickpunkt Fuenfseenland

KEINE WIE DU

MIT ELENA AUF ENTDECKUNGSTOUR

Bei Oma Angelika Corsi (61) zu Besuch in Gauting sind Papa Stefano Corsi, sowie die Geschwister Elena und Eliano

Gauting – Im April 2012 kam Stefano Corsis erstes Kind zur Welt. Eine Tochter namens Elena Esterina, benannt nach der Großmutter väterlicherseits. „Ich kann mich noch gut erinnern, wie sehr ich mich auf die kleine Maus gefreut hatte“, erzählt Corsi. Doch es kam alles anders, als gedacht.

Sie strahlt, lacht und marschiert stolz durch den Garten. Doch irgendetwas ist anders als bei anderen Achtjährigen. Elena aus Gauting hat das Apert-Syndrom. Eine genetisch bedingte Besonderheit, die zu vielfältigen körperlichen Fehlbildungen führt. „Als ich Elena frisch geboren so daliegen sah, musste ich den Kreißsaal verlassen. Wir waren darauf nicht vorbereitet und es war erst einmal ein Schock“, räumt Papa Stefano Corsi ein. Da lag ein schreiendes kleines Bündel, das ohne die übliche Fontanelle am Kopf geboren wurde, so dass sich das Gehirn nicht entwickeln konnte. Die Zehen und die je vier Finger pro Hand aber waren ohne Gelenke zusammengewachsen. Dennoch, es dauerte nur ein paar Tage, da war der Damm gebrochen und Elena der Liebling des Papas geworden. „Sie ist das größte Geschenk, das ich je bekommen habe. Und wir haben seither viel zusammen durchgemacht.“ Mit nur sieben Monaten sei ihr erstmals der Kopf von einem Ohr zum anderen aufgeschnitten worden, um Platz für das Gehirn zu schaffen, erinnert sich der gebürtige Gautinger. Seither hat Elena mehr als zehn Operationen überstanden. So weit als möglich getrennt wurden unter anderem die Finger sowie die Zehen. „Ich war und bin fasziniert von dieser kleinen tapferen Person. Noch nie in meinem Leben habe ich so ein Kind gesehen. Egal, ob sie im Krankenhaus oder zu Hause war. Sie hat immer gelacht und war stets gut gelaunt. So ist sie auch heute noch“, schwärmt Papa Stefano.

Der 33Jährige Betreiber eines Getränke-Marktes und Zweifach-Vater, Elena hat noch einen sechsjährigen Bruder namens Eliano Armando, ist mittlerweile geschieden. Doch die Sorge um den Nachwuchs nehmen beide Elternteile gleichermaßen wahr. Stefano Corsi ist außerdem dabei, unter dem Titel „Keine wie du – Alles um Elena“ ein Buch zu schreiben sowie ein gleichlautendes Album mit Rap-Songs aufzunehmen. „Das Buch richtet sich in erster Linie an betroffene Eltern und Mitmenschen, ihnen zu zeigen, wie schnell es gehen kann, dass alles anders kommt, als gedacht. Es soll aber auch daran erinnern, was Gesundheit bedeutet und wie wichtig es ist, in der Gesellschaft friedlich und freundlich miteinander umzugehen.“ Stefano Corsi weiß, wovon er spricht. Mit 15 Jahren hatte er den ersten Kontakt mit illegalen Drogen und konsumierte in den folgenden Jahren Speed, LSD, Kokain, Heroin und Alkohol. 2008 fand man durch Zufall heraus, dass er an Hepatitis C erkrankt war. Daraufhin unterzog er sich einer strengen Therapie, durch die er von den Drogen loskam. Seither engagiert sich der passionierte Rapper in der Suchtprävention an Schulen und Jugendeinrichtungen. 2014 kam zudem im „Schwarzkopf & Schwarzkopf“-Verlag sein erstes Buch mit dem Titel „Pech im Glück – mein Weg zurück ins Leben“ in einer Gesamtauflage von 5000 Stück heraus. Nun steht im Fokus das Buch über seine kleine Tochter. Wer dieses Projekt finanziell und ideell unterstützen will, hat die Möglichkeit, sich über die Plattform Kickstarter.com – „Keine Wie Du“ einzuklicken. Über den Verein Kinderinsel, Telefon 0179-2959691 (Oliver Kübrich), ist Stefano Corsi außerdem für Vorträge zum Thema Suchtprävention zu buchen. Uli Singer